Kontinenztherapie
Was bedeutet Kontinenz?
Kontinenz ist die Fähigkeit, Harn und Stuhl zur richtigen Zeit und an einem sozial akzeptablen Ort mit Ruhe abzugeben.
Wie wird behandelt?
Die Kontinenzbehandlung soll dem Patienten zu einer möglichst vollständigen Kontinenz sowohl für Harn als auch Stuhl verhelfen. Darüber hinaus werden Hilfen aufgezeigt, wenn die Kontinenz nicht durch die Physiotherapie alleine verbessert werden kann. Ziel der Behandlung ist die Verbesserung der Lebensqualität.
Vor der Behandlung:
Grundlage jeder Behandlung ist ein ausführliches Anamnesegespräch. Dabei werde ich viele Dinge rund um den Beckenboden erfragen, aber auch Dinge, die Sie möglicherweise nicht direkt im Unterleibszusammenhang sehen. Dies könnten sein:
• Ihre momentane Lebenssituation
• Spezielle Verhaltensweisen
• Trinkverhalten
• Toilettenverhalten
• Krankheiten und deren Folgen
• Operationsfolgen
• Bevorstehende Operationen
• Auffälligkeiten
• Ihre momentane Einschätzung zu ihrer Lebensqualität
Ein Miktionstagebuch liefert wichtige Aufschlüsse über Ihren Umgang mit Ihrer Blase.
Behandlung
Durch gezieltes Beckenbodentraining lernen Sie ihren Beckenboden wahrzunehmen. Nur wenn man die einzelnen Muskeln des Beckenbodens spürt, kann man gezielt trainieren.
In Trainingssituationen werden sie lernen, wie Sie auf spontane Belastungen reagieren können. Schnell können Sie das Übungsprogramm in ihren Tagesablauf einbinden. Wenn der Beckenboden vor dem Hustenreiz kurzzeitig angespannt wird, bleibt der Hustenanfall ohne drastische Folgen. Die Behandlungsschritte sind danach ausgerichtet, ihre persönliche Lebensqualität zu steigern. In vielen Fällen lassen sich bei regelmäßigem Training durch die spezialisierte Therapie die Beschwerden nahezu beheben. Neben der 'konservativen' Behandlung biete ich im Bedarfsfall weitere Behandlungsmöglichkeiten an. Dazu gehören:
• Bio-Feedback-Training
• Reizstromtherapie
• Vibrationstherapie auf dem Galileo®
• Anwendung hochelastischer Taps (Pflaster) zur äußeren Stabilisierung
• Physiotherapeutische Behandlung bei medikamentöser Behandlung
(bei Drang- und Belastungsinkontinenz)
Harninkontinenz
Es gibt die folgenden wichtigen Formen der Harninkontinenz:
Belastungsinkontinenz
Bei der Belastungsinkontinenz kann die Blase spontane Druckerhöhungen im Unterbauch verursacht z.B. durch Husten, Niesen, Lachen, Hüpfen oder falsches Heben nicht aushalten und es kommt zu ungewollten Harnverlusten. Siehe Poster: Joggen nein Danke
Dranginkontinenz (OAB oder overactive Bladder)
Eine Dranginkontinenz ist gekennzeichnet durch einen überstarken, oft unbeherrschbaren Harndrang. Der Blasenmuskel ist in seiner Speicherfähigkeit gestört und reagiert durch Hyperaktivität. Der Patient empfindet dies als starken, manchmal krampfartigen und auch schmerzhaften Druck in der Blase, der sich nicht selten in einem spontanen und unerwünschten Urinabgang entlädt. Manchmal gehen Patienten vor dem Schlafengehen oder vor dem Verlassen des Hauses 'zur Sicherheit' bis zu 4-6mal für Kleinstmengen auf die Toilette. Dies verschlimmert jedoch das Problem, denn die Blase verliert immer mehr die Fähigkeit zu speichern.
Siehe Poster: Was tun wenn die Blase drängelt
Überlaufinkontinenz
Bei der Überlaufinkontinenz meldet sich der Harndrang nicht in der gewohnten Weise. Unbewusst überfüllt der Patient die Blase und geht viel zu spät zur Toilette. Dann läuft diese schließlich über; manchmal tröpfchenweise, aber auch schwallweise. Dies ist häufig bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata zu bemerken.
Neurogene Blase
Hier werden Funktionsstörungen von Blase oder Darm durch nervale Ausfälle verursacht. Parkinson, Multiple Sklerose (MS), bei Querschnittslähmungen oder andere schwerwiegende Störungen des Nervenapparats z.B. Bandscheibenvorfälle oder Bandscheiben-Operationen können zu Blasen- und Darmproblemen führen.
Stuhl- und Windinkontinenz
Auch bei Stuhl- und Windinkontinenz gibt es verschiedenste Ursachen, die aber sehr häufig gut durch gezielte Beckenbodengymnastik zu verändern sind. Ursachen:
• Verletzungen der Schließmuskeln nach Geburten
• Operationen und Entzündungen am Enddarm
• altersbedingte Erschlaffung des Beckenbodens
• Überbelastung durch Heben und Tragen
• Nervenschädigungen (Parkinson, Multiple Sklerose, nach Bandscheiben-Operationen)
• falsches Toilettenverhalten (unangemessenes Pressen beim Stuhlgang; Hämorrhoiden)
• übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln
Funktionsstörungen bei Kindern:
So fröhlich wie auf diesen beiden Bildern sollten die Blase und der Darm bei Kindern sein, sind sie aber leider nicht immer. Daher sollten Kinder mit folgenden Störungsbilden spezialisiert behandelt werden!
Enuresis, das nächtliche Einnässen
Hier ist es wichtig eine altersgerechte Blasenkapazität zu erreichen und ein verbessertes Trinkverhalten. Dehnübungen für die Blase führen oft zu einer deutlichen Verbesserung.
Kindliche Harninkontinenz mit Einnässen am Tag
Kinder die tagsüber vergessen beim Spielen oder in der Schule zur Toilette zu gehen, lernen wie sie den Harndrang besser wahrnehmen und auch dann trocken zur Toilette gelangen.
Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
Diese Kinder entleeren nicht entspannt die Blase. Daraus resultieren Restharn und Harnwegsinfekte Es hat eine fehlerhafte Koordination bei der Entleerung der Blase.
Siehe Poster: Amelie pdf
Verstopfung
Dies ist das gleiche Problem wie das oben beschriebene Entleerungsproblem der Blase. Die Kinder haben vielleicht einmal Schmerzen beim Entleern von Stuhl gehabt und halten dann den Stuhl im Darm zurück. Sie erlernen ebenfalls eine bessere Koordination von Beckenbodenentspannung und Entleerung des Darms.
Einkoten
Besonders wichtig ist auch hier das rechtzeitige Wahrnehmen des Entleerungsreizes des Darms. Manche Kinder entleeren nicht vollständig und der restliche Stuhl geht nach dem Stuhlgang später in die Unterhose. Oder die Kinder entleeren nicht rechtzeitig und daher kommt es zu Schmierstühlen.
Bei besonders verstopften Kindern bildet sich oberhalb der Verstopfung dünner Stuhl und der läuft an den Kotballen entlang und führt zu Schmierstühlen. Hier denkt man das Kind hat Durchfall ist aber nicht richtig eingeschätzt. ( Kopostrase) Daher ist bei allen diesen Funktionsstörungen eine Ultraschalluntersuchung zur Abklärung sehr wichtig.
Giggle – Inkontinenz
Das Kind verliert beim Lachen Harn. Diese Kinder müssen auch gut betreut werden, da sie auf Grund dieses Problems oft keine Lust mehr haben z. B. auf Kindergeburtstage zu gehen. Das Harnverlieren beim Lachen ist eine Sonderform, da hier durch das Lachen das Zwerchfell so stark schwingt, dass es durch die Schwingbewegung den Beckenboden sozusagen „ ausschaltet“
Es kommt nicht nur zu tröpfchenweisem Verlust von Harn sondern zu schwallweisem Verlust. Dies frustriert die Kinder und auch Erwachsenen sehr, kann aber durch gezieltes Training gut behandelt werden. Übrigens die Kinder mit Giggle-Inkontinenz haben meistens überhaupt keine Probleme beim Trampolinspringen.
Belastungsinkontinenz beim Trampolinspringen und Seilchenspringen
Zunehmend mehr Kinder und Jugendliche stellen sich mit diesem Problem in der Praxis vor. Hier ist eine Schulung der Koordination von Atmung und Beckenbodenspannung wichtig. Die Lebensqualität dieser zumeist Jugendlichen ist stark reduziert.
Fehlbildungen bei Kindern
Hier versuchen wir die Restfunktionen zu verbessern, damit die Kinder lernen kontinent zu sein. Dies ist sehr wichtig, um eine gute Lebensqualität zu erreichen.
• Analatresie
• Blasenextrophie
• Epispadie
• Spina bifida
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